Sternengold

2013

Reise in die Welt der Zauberer, Waldgeister und Ritter

Spiel um Liebe und Machtgier im Märchenmusical „Sternengold“

Babenhausen |fs|
 

Man nehme eine anfangs eiskalte Königin, einen schwachen König mit einem mächtigen Zauberer im Rücken und eine liebreizende Prinzessin, die sich in den „Falschen“ verliebt, aber auch lebendig werdende Zaubergartenbewohner, Waldgeister und etwas Mondstein, mische das Ganze mit Musik und tiefgründigen Textpassagen – fertig ist das „Sternengold“. Dem Babenhauser Michael Dreier gelang mit seinem Musical ein großer Wurf, wobei der Glanz des Goldes auf viele Schultern der Theatergruppe Schmiere zu verteilen ist.

„Es war einmal…“ – so beginnen alle Märchen, auch „Sternengold“. Es geht um einen machtbesessenen Zauberer, der unter Blitz und Donner – bereits hier hat sich die neue Lichtanlage bestens bewährt – dem kinderlosen Königspaar eine kleine Prinzessin schenkt. Allerdings nicht ohne Hintergedanken, wie später herauskommt.

Dem Kindesalter gerade entwachsen, soll sie zum Wohle des Königreiches vermählt werden. Und schon kündigt sich, aus der Glaskugel der manipulierten Wahrsagerin zu entnehmen, der zukünftige Prinzgemahl mit großem Gefolge, darunter auch Ritter Sigurd, an. Der wird nicht nur der Schwarm der Prinzessin, sondern auch der Bewohnerinnen des Zauberwalds. Doch der kindliche Prinz, der gern mit der Prinzessin „spielen“ will, bleibt aus Machtgründen erste Wahl, schließlich gehen die Interessen des Königreichs den Gefühlen einer Prinzessin vor. Und so macht der bestens in Szene gesetzte Zauberer unmissverständlich klar, dass „niemand meine Pläne zerstören wird“, auch wenn die Gefühlsverirrungen so „nicht geplant waren“. Stimmgewaltig, auch gesanglich, verbannt er schließlich das Herz der Prinzessin, zusammen mit dem für die Welt lebensnotwendigen „Sternengold“ in tiefste Felsenkammer. Und nur die Liebe kann diese wieder befreien.

Im besten Grimmschen Duktus beginnt nun das Ringen darum, werden die Pflanzen des Zaubergartens zu springlebendigen Tänzerinnen, schwirren Waldgeister durch die Dämmerung und der Rumpelgeist lässt sich vom Zauberer instrumentalisieren. Das Ganze gipfelt dann in einem Duell mit dem Ritter auf Leben und Tod.

Kulisse und Darsteller werden von der neuen Bühnentechnik im wahrsten Sinne des Wortes bestens ins Licht gerückt, vom quicklebendigen Putzgeschwader und den tänzerischen Geistern und Pflanzen, bis hin zum eiskalten Felsgelände oder den Drohgebärden des Zauberers und seiner von ihm beeinflussten Entourage.

Schmiere-Band meistert schwierige Dissonanzen

Doch was wäre ein Musical ohne Musik? In diesem Punkt machten sich die seit rund einem halben Jahr laufenden Proben positiv bemerkbar. So meistert die zehnköpfige Schmiere-Band auch schwierige Dissonanzen, mit denen die konträren Gefühlslagen musikalisch umgesetzt werden.

Auch die Leistung der Sänger lässt aufhorchen, wenn doch auch Unterschiede spürbar sind. Dominierend, die sich von einer gefühlskalten Person zu einer sich sorgenden (Nicht-) Mutter wandelnde Königin. Und weil der Apfel bekanntlich nicht weit vom Stamm fällt, so gilt das auch für ihre „Tochter“ – vor allem gesanglich. Gekonnt führen die Erzählerinnen, untermalt von der Leitmelodie, durch das Musical. Einzelne Akteure sollen an dieser Stelle nicht namentlich herausgehoben werden, sieht doch die Schmiere ihre Produktion wieder als Gemeinschaftswerk, bei dem die zahlreichen Rädchen gut ineinandergreifen, was auch für die Maske und die fantasievollen Kostüme gilt.

Doch auch mit der begehbaren Bühne – in der Pause auch für die Besucher – und dem „Umbau“ bei offenem Vorhang knüpfte die Theatergruppe wieder an alte Schmieretradition an, ohne aber ins Dunkel früherer Aufführungen abzugleiten oder gar den belehrenden Finger zu erheben.

„Und wenn sie nicht gestorben, sind, dann leben sie noch heute“ – dies gilt nicht zuletzt für das diesmal 45-köpfige Team der Theatergruppe, das erneut ein bemerkenswertes Lebenszeichen von sich gab. Man darf schon gespannt sein, was sie sich für das nächste Jahr einfallen lässt.

Quelle: Illertisser Zeitung vom 28.10.2013