Schand

2009

Von Folter und Hinrichtung

Theater Bewegendes Drama basiert auf historischen Unterlagen

Babenhausen |fs|
 

Erfüllte der Knecht Antoni Hainz aus Oberroth im Jahr 1727 den Straftatbestand der Sodomie, also sexueller Handlungen mit Tieren? Um diese Frage kreist das neueste Stück der Theatergruppe Schmiere, nämlich „Schand“. Und wie es der Titel bereits verrät, handelt es sich dabei um ein Delikt, das sowohl kirchliche, als auch gesetzliche Obrigkeit aufs Schärfste verurteilt. Folglich endet das Leben des von allen gehänselten Knechts Antoni Hainz durch die Hand des Henkers.

Eine nicht gerade leichte Kost hat sich Autor und Regisseur Anton Demmeler heuer einfallen lassen. Dabei ist das Bedrückende daran, dass sich dieser Fall im Jahr 1727 in den Orten Oberrott (Oberroth), Klosterbeuren und Schönegg (Oberschönegg) tatsächlich so abgespielt hat. Und dies wurde alles fein säuberlich protokolliert. Deshalb brachte die Theatergruppe Schmiere die eigentliche Gerichtsverhandlung im Wortlaut der damaligen Zeit auf die Bühne.

Tat nie endgültig aufgeklärt

Vorausgegangen war aber der Leidensweg des Knechtes Antoni Hainz. Aufgestachelt von den liebestollen Mägden des Bauern lässt er sich zu einer Tat hinreißen, die aber bis zum Schluss des Stückes nie endgültig aufgeklärt wird. Auf alle Fälle soll er sich, von den Mägden beobachtet, an einer Kuh vergangen haben. Dank des Wohlwollens des Ortspfarrers kann dies aber – zumindest vorübergehend – vertuscht werden. Doch auch ein Ortswechsel zu einem Bauern in Klosterbeuren sorgt nur vorübergehend für Ruhe. Bei einem Fest platzt dann dort die Bombe.

Um ein Geständnis zu erhalten, erleidet der Knecht eine mehrtägige Foltertortur, um dann letztendlich den Tatvollzug zu gestehen. Denn nämlich nur dann droht ihm die Todesstrafe. Und hat Antoni die Unzucht tatsächlich begangen? Das muss der Besucher selbst entscheiden. Auf alle Fälle holt der Henker den Delinquenten, um den Urteilsspruch zu vollstrecken.

Beeindruckend, wie die 25 Akteure auf der Bühne die Charaktere der damaligen Zeit darstellen. Und dazu passt die originalgetreue Kleidung der Schauspieler ebenso wie die Sprache aus der Zeit um 1727. Und allerlei Unikume streute Autor Anton Demmeler in dieses Stück ein, beispielsweise einen Viehhändler, der sich auch nicht scheuen würde, die junge Tochter des Bauern zu verhökern. Doch auch die gerichtliche Obrigkeit, ein edelmütiger Pfarrherr, der gnadenlose Scharfrichter oder die gesprächige „Oirkatl“, die Charaktere werden bestens in Szene gesetzt. Bei der abschließenden Szene im Kerker hätte man im Zuschauerraum eine Stecknadel fallen hören können.

In der Tradition von „Lu“ oder „Zecil“ fand „Schand“ eine würdige Fortsetzung. Die Theatergruppe wird dabei ihrem Auftrag gerecht, Begebenheiten früherer Zeiten schonungslos auf die Bühne zu bringen. Wie immer passen Bühne, Schauspieler und Inhalt bestens zusammen. Allerdings geht es auch diesmal wieder recht ernst zu. Aber das wissen all diejenigen, die eine Aufführung der Theatergruppe „Schmiere“ im Theater am Espach besuchen, ohnehin.

Quelle: Illertisser Zeitung Nr.259 vom 10.11.2009